"Boogie Woogie Profis üben heimlich in einem Zelt" - Margit und Michael im schwedischen Fernsehen
von Sarah Will
Herräng 2015
Das schwedische Fernsehen hat in der Rubrik Regionales am 24. Juli 2015 einen Bericht über das Herräng Dance Camp gebracht.
Der Bericht enthält einen Text, den ihr weiter unten in einer Übersetzung (ohne Gewähr) lesen könnt und drei Videos. Die Tänzer im dritten Video kennen wir gut, da es sich um unsere Boogie-Bären-Mitglieder Margit und Michael Fiegert handelt. Die Bildunterschrift unter ihrem Video lautet "Boogie Woogie Profis üben heimlich in einem Zelt".
Originalbeitrag: http://www.svt.se/nyheter/regionalt/uppsala/dansare-ater-samlade-i-herrang
Übersetzung (ohne Gewähr von Sarah Will):
Die Tanzgemeinschaft in Herräng ist wiederauferstanden
Seit über 20 Jahren reist der heute 82jährige Tänzer Chazz Young aus den USA nach Herräng in Norduppland um im größten Swingtanzcamp der Welt zu unterrichten.
Abends sieht man ihn oft am Rand der Tanzfläche sitzen so lange bis er loslegt und mit gerade vorbeikommenden Tänzern Lindy Hop tanzt.
- Ich liebe die Musik, ich liebe die Menschen, besonders, dass sie aus verschiedenen Teilen der Welt kommen. Die Leute kommen hierher um sich weiterzuentwickeln und um eine tolle Zeit zu haben. Das ist ein Tanz der dich glücklich macht, sagt Chazz Young.
Chazz Young, der einer der weltbekanntesten Lindy Hop- und Steptanz-Lehrer ist, kommt jedes Jahr nach Herräng um zu unterrichten, zu tanzen und um andere bekannte Lehrer und Tänzer aus allen Teilen der Welt zu treffen.
Die 30er Jahre sind zurück
In der Fahrradwerkstatt repariert jemand einen Fahrradschlauch. Im Vintageshop stöbern die Besucher nach etwas Neuem, um es am Abend beim Tanz zu tragen. In der Wäscherei ist wie gewöhnlich viel zu tun. Die Chefin der Wäscherei sitzt am Abend neben dem Pianisten in einer Ecke der Tanzfläche und begleitet mit ihrer Stimme die Jazzlieder. Jetzt ist das Herräng Dance Camp wieder in voller Fahrt und zum 33. Mal ist die kleine internationale Tanzgemeinschaft wiederauferstanden.
- Es ist ein besonderes Gefühl, sich in die 30er oder 40er Jahre zurückzuversetzen, man kleidet sich mehr oder weniger im Stil der Zeit, schaut sich die Filme an und lebt die Kultur. Das ist alles ist wie eine Zeitmaschine, sagt Lennart Westerlund, einer der Gründer.
Kann das Camp noch größer werden?
- Nein, das ist nicht möglich, sagt Lennart Westerlund.
Während der fünf Wochen, die das Camp dauert kommen ca. 5000 Tänzer, Lehrer, Swingmusikenthusiasten und Besucher in das kleine Dorf, um zu tanzen, soziale Kontakte zu pflegen und Swingmusik zu hören.
- Einige kommen nur, um in den Nächten zu tanzen und am Tag zu schlafen. Andere besuchen die Kurse und wohnen mehrere Wochen hier. Deswegen gibt es auch ca. 100 Freiwillige, welche die Infrastruktur des Camps aufrechterhalten, sagt Lennart Westerlund.
Ein Tanz der 20er Jahre
Lindy Hop, der Schwerpunkt des Camps, hat sich in den 20er und 30er Jahren in Harlem entwickelt. Frankie Manning, Chazz Youngs Vater, war einer der größten Tänzer der damaligen Zeit und auch einer der Gründe warum sich Herräng zu dem entwickelt hat, was es heute ist.
- Wir haben von Frankie Manning in den 80er Jahren gehört, sind nach New York gereist und haben so lange an Türen geklopft bis wir ihn gefunden hatten. Wir fragten ihn, ob er gerne nach Herräng kommen und unterrichten möchte. Und so hat das Camp seine von Lindy Hop inspirierte Ausrichtung bekommen, die es heute hat, sagt Lennart Westerlund.
Tanz und Musik überall
Man hört viele verschiedene Sprachen im rund um die Schule und das Folkets Hus von Herräng aufgebauten Camp. In einem der Stockbetten, die in der Turnhalle der Schule aufgestellt sind, sitzen einige Leute und sehen sich ein Tanzvideo an. Draußen vor dem Eiscafé üben einige Tänzer ausdauernd die Schritte, die sie gerade gelernt haben. Etwas weiter weg steppt jemand auf einem mobilen Holzboden, wieder andere ruhen sich im Gras daneben aus. Hinter einer Hausecke ist eine Ukulele zu hören.
Margit und Michael Fiegert aus Deutschland kommen seit 20 Jahren im Sommer in Folge hierher.
- Wo sonst in der Welt findet man drei Tanzflächen die im Prinzip rund um den Tag und fünf Wochen lang am Stück geöffnet sind? Jeden Morgen geht man bei Anbruch des Tages zu seiner Unterkunft und sieht die Zelte in der Dämmerung. Vielleicht hört man ein Saxofon spielen, also bleibt man einen Moment stehen und hört dem unbekannten Musiker zu bevor man zum Schlafen geht. Das ist Herräng, sagt Michael Fiegert.
In einem vollgepackten Café sitzt um zwei Uhr in der Nacht Sofia Bergmann und isst Eis und ein Brownie. So ziemlich die Standardkaffeepause im Herräng Dance Camp.
- Man verliert sich in Zeit und Raum. Man tanzt, isst und schläft. Eigentlich denkt man nur ans Tanzen, sagt Sofia Bergmann.